Der Grad der Verlässlichkeit von Projektionsergebnissen sinkt mit zunehmender Projektionsdauer oder zunehmender regionaler oder sachlicher Einengung.
Daten mit geringen Stichproben-Fehlern z.B. zu häufigen Baumarten oder großen Regionen gehen genauso in die Auswertung ein wie Daten mit hohen Stichprobenfehlern (z.B. zu seltenen Baumarten, kleinen Regionen). Daher sind Ergebnisse zu kleinen Regionen (z.B. kleine Länder) oder kleinen sachlichen Aussageeinheiten (z. B. seltene Baumarten) vorsichtig zu interpretieren.
Die Wuchsbedingungen für die Wälder ändern sich durch z.B. Immissionen und Klimaänderungen. Dies lässt sich im Modell nicht berücksichtigen. Die Wachstumskurven werden unverändert über die Projektionszeit beibehalten. Änderungen der Wuchsbedingungen können deshalb zu gerichteten Abweichungen der Projektionsergebnisse von der zukünftigen Entwicklung führen.
Aber auch Stürme, Schädlingsbefall, Änderungen der Waldnutzung, die Entwicklung des Holzmarktes oder Reaktionen der Waldbesitzer auf sich ändernde wirtschaftliche oder politische Rahmenbedingungen können mittel- und langfristig nicht vorhergesagt werden und sind deshalb nicht berücksichtigt. Von besonderer Bedeutung für das Rohholzpotenzial ist langfristig die Änderung bei der Baumartenwahl. Für Projektionen von weniger als 20 Jahren ist dies unerheblich, bei längeren Läufen ist dies bei der Interpretation zu beachten. Schließlich ist die modellinterne Fehlerfortpflanzung zu beachten. Bereits der zweite Simulationsschritt setzt nicht mehr auf gemessenen, sondern auf modellierten Eingangswerten, z.B. von Baumdimensionen und Nutzung auf. Kein Modell kann die Wirklichkeit exakt vorhersagen. Da jede Modellrechnung einen Fehleranteil in sich birgt, steigt der Fehler von Rechenschritt zu Rechenschritt. Ist er in den ersten Rechenperioden noch akzeptabel, sind bei langfristigen Rechnungen über mehrere Jahrzehnte zunehmend Fehler zu erwarten. Ein Modellwert, der eine eindeutige Entwicklung suggeriert, kann nach mehreren Projektionsschritten einen Fehleranteil enthalten, der größer ist als die Richtung der Entwicklung.
Gleichwohl enthalten längere Simulationsläufe Muster, die für die Einschätzung der künftigen Waldentwicklung bedeutungsvoll sein können. Die Unsicherheit der Projektion wird durch die Wiederholung der BWI im 10-jährigen Turnus eingeschränkt. Dann wird der Waldzustand neu erfasst und auf der Basis gemessener Daten eine neue Projektion gerechnet. Zudem lassen sich aus dem Abgleich zwischen Projektion und realer Entwicklung Rückschlüsse für die Konzeption neuer Szenarien ziehen.
Wegen der Unsicherheiten ist WEHAM auf den Simulationszeitraum von 40 Jahren begrenzt. Bei aller Unsicherheit ermöglicht das Modell dennoch, Auswirkungen auf die Waldentwicklung und das künftige Rohholzpotenzial einzuschätzen. Es ist ein Baustein, um die Zusammenhänge von Waldbewirtschaftung und Rohholzpotenzial und damit die Nachhaltigkeit der Waldbewirtschaftung in der Zukunft zu beurteilen.